Sommerekzems

In dem Begriff des Sommerekzems ist bereits die gesamte Problematik dieser allergischen Erkrankung zusammengefasst: Der Begriff Ekzem bezeichnet eine nichtinfektiöse Entzündungsreaktion der Haut.

Bei dem bei Pferden auftretenden Ekzem handelt es sich im medizinischen Fachbegriff um eine “lokale saisonal auftretende allergische Dermatitis“, das heißt: “eine auf eine bestimmte Hautregion begrenzte, durch eine Allergie ausgelöste Hautentzündung“.

Da es sich bei dieser Erkrankung um eine Allergie handelt, ist sie nicht ansteckend.
Verursacht wird diese Allergie durch den Speichel von Cullicoides. Die sichtbaren Symptome entstehen durch den allergiebedingten Juckreiz.

Auslöser der Allergie: Cullicoides oder Gnitzen

Bei Cullicoides handelt es sich um eine bestimmte Art von kleinen Mücken.

Die Larven sind Wassertiere, daher treten sie vermehrt an Gewässern auf, wobei sie stehende Gewässer bevorzugen. Nach dem Ausschlüpfen entfernen sich die erwachsenen Tiere nicht weiter als mehrere 100m von ihrer Brut- bzw. Schlupfstätte. Die Hauptaktivität der Gnitzen findet bei geringer Lichtintensität, hohe Luftfeuchte und Windstille statt. Besonders stechlustig sind die Gnitzenweibchen vor allem in der Dämmerung und bei Nacht.

Die Gnitzen befallen beim Pferd vor allem Mähne und Schweifrübe, weswegen sich die Symptome vor allem auf diese Regionen am Pferdekörper beschränken.

Symptome

Die sichtbare Symptome des Sommerekzems äußert sich in den für Juckreiz typischen Symptomen:

  • abgebrochene Haare und
  • (in späteren Stadien) offene Wunden.

Die Diagnose Sommerekzem wird dann über die typische Lokalisation der Symptome an Mähne und Schweif, sowie den Zeitraum des Auftretens zwischen Mitte April und Anfang Oktober gestellt.

Bei anderen mit Juckreiz einhergehenden Erkrankungen sind andere Symptome vorherrschend: Beim Befall mit Haarlingen herrscht der Juckreiz und Haarausfall am ganzen Körper. Die Diagnose kann außerdem über den Nachweis der Parasiten im Fell gestellt werden.

Bei dem Auftreten der echten Räude handelt es sich um einen Befall mit Räudemilden, die sich in die Haut des betroffenen Tieres eingraben. Die befallenen Pferde reagieren mit Knötchen am ganzen Körper und nur dezentem Juckreiz, wobei Mähne und Schweif bei dieser Erkrankung nicht betroffen sind.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich der Befall mit sogenannten Ekto- also außerhalb des Körpers befindlichen Parasiten, relativ schnell innerhalb eines Bestandes verbreitet. Es handelt sich hierbei als nicht wie beim Sommerekzem um eine Einzeltiererkrankung. Bei Pferden, die unter Wurmbefall leiden, zeigen sich gelegentlich Scheuerstellen am Schweif, wobei die Mähne von diesen Symptomen gänzlich unberührt bleibt.

Die Stadien des Sommerekzems lassen sich in 3 aufeinanderfolgende Krankheitsbilder unterteilen:

  1. Stecknadelkopf- bis zu drei Zentimeter große Schwellungen, die Juckreiz verursachen. Dieses Symptom sieht man sehr häufig. Die Pferde haben einen verdickten Mähnenkamm und Mähne und Schweif erinnern an Schrubberbürsten. Die Tiere reagieren mit Scheuern, woraus das Krankheitsbild 2 entsteht:
  2. Haarverlust und Hautabschürfungen. Durch weiteres Scheuern entstehen dann immer tiefere Wunden. Da die natürliche Schutzschicht der Haut verloren gegangen ist, können sich Bakterien in die entstandenen Wunden setzten und es entsteht das Krankheitsbild 3:
  3. Eiternde Infektionen der Wunden und sehr tiefe offene Wunden.

Betroffene Pferde

Bei den erkrankten Pferden handelt es sich vor allem um Islandpferde, auch Shetlandponies, Friesen, Tinker, Dülmener, aber auch Warmblüter. Man hat den Eindruck das die Erkrankung in den letzten Jahren vermehrte Auftritt, aber das könnte auch mit einer allgemeinen Änderung der Haltungsbedingungen in Zusammenhang stehen.

Das Verkommen von Sommerekzem bei Islandpferden war bereits häufig Gegenstand von Untersuchungen. Diese Rasse ist mit hoher Wahrscheinlichkeit deshalb so häufig betroffen, weil es auf Island keine Cullicoidesarten beheimatet sind. Die Tiere können sich deshalb nicht von Beginn ihres Lebens an mit diesem Allergen auseinandersetzen und so eine Immunität ausbilden.

Die am häufigsten betroffenen Pferde scheinen aus diesem Grund Importpferde aus Island zu sein, wobei die Symptome meist im Importjahr oder bis zu 3 Jahr nach dem Import auftreten. Das Alter der Tiere spielt dabei keine Rolle. Ob eine genetische Komponente oder einen Abhängigkeit der Erkrankung von Farbe und Geschlecht besteht ist fraglich. Bei den in Deutschland beheimateten Tieren treten die Symptome zumeist nicht vor dem 4. Lebensjahr auf. Die Ausprägung der Symptome verschlimmert sich jedoch mit zunehmendem Alter.

Diagnose

Die Diagnose wird über Ausschluss eines anderen parasitären Befalls unter Berücksichtigung der Jahreszeit und der Lokalisation ohne Zuhilfenahme weiterer Tests gestellt. Einen Bestätigung der Diagnose kann durch den sogenannten CAST (Cellular-Antigen-Stimulations-Test) erfolgen.

Bei diesem Testverfahren werden die histaminfreisetzenden Zellen auf ihre Sensibilisierung getestet. Die Durchführung ist auch außerhalb der Allergiezeit möglich, da die Histaminfreisetzenden Zellen dauerhaft sensibilisiert sind. Wichtig bei allen Tests zu dieser Erkrankung ist nicht auf im Blut zirkulierenden Antikörper getestet wird. Diese geben lediglich einen Hinweis darauf, das sich das Pferd mit diesem Antigen, in diesem Fall die Mücke in Kontakt getreten ist. Das sollte wohl bei allen in Deutschland lebenden Pferden der Fall sein, weswegen die Aussagekraft dieses Testes nicht besonders hoch ist.

Bei der bei der Interpretation der Testergebnisse ist auch wichtig zu wissen, dass sensibilisierte Pferde nicht unbedingt erkranken müssen und, das der Test auch nicht vorhersagen kann, welche bisher gesunden Pferde später Sommerekzem entwickeln.

Therapieansatz

Die Therapie des Sommerekzems muss auf 2 Pfeilern aufgebaut werden: Die Vermeidung des Kontaktes mit den Cullicoides und die Behandlung der Symptome.

Allergenvermeidung

Wichtig bei diesem Ansatz ist das Verständnis für die Gewohnheiten der Gnitzen. Die Pferde sollten deshalb auf möglichst trockenen Weiden stehen, auf denen ständige Luftbewegungen vorherrschen. Unterstände oder Offenställe sind als Schutz vor den Insekten nicht zu empfehlen, da diese häufig weit offen sind und einen guten Windschutz bieten, was die Insekten sehr zu schätzen wissen.

Möchte man die Pferde räumlich von den Insekten schützen, sollten sie nur während hellem Tageslicht auf die Weide kommen und noch vor Beginn der Dämmerung in einen mit dünnmaschigen Insektengittern ausgestatteten möglichst geschlossenen Stall gebracht werden. Natürlich kann auch das Auftragen von Insektenschutz einen gewissen Erfolg bringen, der Erfolg ist leider meistens nicht von Dauer.

Ansonsten haben sich die im kommerziellen Handel erhältlichen Ekzemerdecken sehr bewährt. Es ist allerdings unbedingt darauf zu achten das sie gut sitzen und wirklich die komplette Mähnen- und Schweifregion bedeckt wird. Die Decken sollten täglich auf ihren Sitz kontrolliert werden. Es ist zu Empfehlen die Decken bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome anzulegen (wenn das Pferd als an Sommerekzem erkrankt bekannt ist), da die Pferde in der Bekämpfung ihres Juckreizes ansonsten schnell die teuren Decken zerstören können.

Symptombehandlung

Wichtig ist natürlich die bereits erkrankte Haut zu pflegen, damit die symptome sich nicht verschlimmern und es nicht zu bakteriellen Infektionen kommt, die gerade bei der nässenden entzündeten Haut sehr häufig zusätzlich vorkommen. Bei dieser Behandlung ist der Phantasie des einzelnen Besitzers keine Grenze gesetzt:

  • Einige Besitzer schwören auf Hautöl,
  • andere auf Ballistol,
  • es gibt Ekzemerpflegeöl im Reitsportgeschäft und beim Tierarzt.

Bei schlimmeren Fällen wird der Tierarzt zunächst eine Cortisonhaltige Creme oder Lotion verschreiben und bei sehr hartnäckigen Fällen ein Cortisonpräparat spritzen. Damit wird der Teufelskreis aus Juckreiz und daraus resultierender Hautzerstörung mit wieder daraus folgendem Juckreiz zumindest kurzfristig unterbrochen. Andere Therapieansätze mit Baypamun®, Insol® sowie Hyposensibilierungen haben leider bisher nicht die erwarteten Erfolge zeigen können. Einen neuen Therapieansatz bietet das Fidavet Cavalesse Kit®. Bei diesem Therapeutikum handelt es sich um eine Kombination aus einer Salbe, die auf die betroffenen Körperregionen aufgetragen wird und einem über das Futter zu verabreichenden Lösung. Diese soll direkt an den histamfreisetzenden Zellen ansetzen und sie dahingehend beeinflussen gar nicht erst Histamin auszuschütten.

Wichtig bei allen möglichen Therapien ist zu beachten, dass noch keine Heilung von an Sommerekzem erkrankten Pferden möglich ist! Die betroffenen Pferde erholen sich in der gnitzenfreien Zeit, bedürfen aber jeden Sommer erneut besonderer Aufmerksamkeit und Pflege!