Infektionskrankheiten – Equines Herpesvirus

Equines Herpesvirus 1 und 4 (EHV 1 und 4)

Drei Hauptsymptome werden im Zusammenhang mit beiden Viren beschrieben: Rhinopneumonitis eine Art Grippe), Myeloenzephalopathie (Zentralnervöse Symptome- > ZNS-Form)(beide EHV1) und (Spät-)Abort (Verfohlen)(EHV4), wobei die ZNS-Form die unter den Pferdebesitzern gefürchtetste Form ist, da sie unter Umständen auch zur Unbrauchbarkeit des Pferdes oder zum Tod führen kann.)

Virusübertragung

Das Virus wird durch das Einatmen von Viruspartikeln oder Kontakt mit infiziertem Gewebe (z. B. Abortmaterial), Speichel, Nasen- oder Augenausfluss und vermutlich auch Kot von virusausscheidenden Pferden und Pferden mit einer subklinischen (nicht ausgebrochenen) oder einer klinisch aktiven (ausgebrochenen) Infektion aufgenommen. Eine Übertragung über kontaminierte Hände, Wasser, Futter ist ebenfalls möglich (im Prinzip wie bei einer Grippe bei uns Menschen). Die Ausscheidung von Viren kann sowohl von erkrankten als auch von klinisch unauffälligen Pferden erfolgen. Der Ausbruch einer klinischen Erkrankung ohne vorheriges Verbringen von neuen Tieren in einen Bestand ist daher möglich. Das Virus kann für ca. 2 – 3 Wochen nach der Infektion bzw. nach Reaktivierung ausgeschieden werden. Bei Pferden, die eine EHV-bedingte ZNS-Form entwickeln, kann das Virus für eine noch längere Zeit ausgeschieden werden. Das Virus kann in der Umwelt bis zu 14 Tage stabil bleiben.
Die ZNS-Form kommt sowohl sporadisch als auch seuchenhaft vor. Die meisten Fälle werden im Spätwinter, Frühling und Frühsommer beobachtet. Warum und wann die Erkrankung zu ZNS-Symptomen führt, ist noch nicht vollständig geklärt. Der Anteil der Pferde, der bei einem EHV-1-Ausbruch die ZNS-Form entwickelt, variiert stark, liegt aber bei ca. 10 %.

Symptome

Die klinischen Symptome entstehen ca. 6 – 10 Tage nach der Infektion oder nach Reaktivierung des Virus bei latenten Trägern, können aber auch erst später sichtbar werden.
Die Ausprägung der Symptome ist sehr unterschiedlich und von der Anzahl, Größe und Lokalisation der Rückenmarksläsionen abhängig. Sie treten oft ohne Begleitung anderer klinischer Symptome auf. Fieber kann beobachtet werden, wird aber oft nicht festgestellt, es sei denn, die Pferde werden regelmäßig überwacht. Meist sind die Pferde im Normalbereich, einige können Untertemperatur haben sein.
Die erkrankten Pferde zeigen meist eine plötzlich auftretende symmetrische oder mild asymmetrische Ataxie unterschiedlicher Ausprägung, Schwäche der Vorder- und Hintergliedmaßen, verminderten Schweif- und Aftertonus. Die Hinterbeine sind generell stärker und früher im Krankheitsverlauf betroffen als die Vorderbeine. In milden Fällen sind Bewegungsunlust, Ungeschicklichkeit, Stolpern, schwankender Gang, und Schlurfen der Zehe zu beobachten. Harninkontinenz und Schwierigkeiten zu Urinieren werden ebenfalls oft beobachtet. In schweren Fällen kommt es zu einer tiefen Gliedmaßenschwäche und Taumeln der Hinterbeine gefolgt von vollständiger Lähmung der Hintergliedmaßen (mit hundesitziger Stellung), Lähmung von allen 4 Gliedmaßen und Festliegen der Pferde.

Diagnose von EHV

Die Diagnose von EHV kann mittels Antikörpertest im Blut festgestellt werden. Eine Differenzierung zwischen Impf-Antikörpern und infektionsbedingten Antikörpern ist nicht möglich.
Ein positives Ergebnis einer einzigen Probe lässt nur den Schluss zu, dass das Pferd in der Vergangenheit Kontakt mit dem Virus hatte und/oder geimpft wurde.
Für eine wirkliche Diagnose muss eine zweite Probe nach 2-3 Wochen untersucht werden, in der festgestellt werden kann ob sich der Antikörperspiegel verändert, sich das Pferd also mit dem Virus auseinandergesetzt hat.

Schutzimpfung vor EHV-Infektion

Ein regelmäßiges und konsequentes Impfprogramm des gesamten Bestandes wird empfohlen, um eine möglichst hohe Bestandsimmunität aufzubauen.
Allerdings schützt die Impfung weder in jedem Fall vor klinischen Symptomen (Infektionen), noch vor dem Virus-Carrier-Status (nicht erkrankte, aber virusausscheidende Pferde). Aus heutiger Sicht schützt die Impfung nicht direkt vor der EHV-bedingten ZNS-Erkrankung, aber geimpfte Pferde zeigen eine kürzere Virusausscheidung (niedrigere Virusverbreitungsgefahr).

Eine Notimpfung bei EHV-Ausbrüchen ist umstritten und viele Gutachter und Professoren raten davon ab. Eine Impfung bei einem bereits erfolgten Ausbruch von EHV im Bestand kann im schlimmsten Fall das Immunsystem des einzelnen Pferdes so schwächen, dass das EHV-Virus tatsächlich ausbricht.
Würde man zum heutigen Zeitpunkt impfen, ist ohnehin erst nach der 2. Impfung (also kompletter Grundimmunisierung nach 4-6 Wochen) mit einer Immunität des Pferdes gegen EHV zu rechnen.

Weiterführende Informationen und Quelle: Idexx Laboratories